Zu Beginn des Sommers beendeten wie in jedem Jahr Hunderte von Schülerinnen und Schülern am Berufskolleg Ernährung – Sozialwesen – Technik ihre schulische und berufliche Ausbildung; aber auch im Schulbüro, im Kollegium und in der Schulleitung hieß es, Abschied zu nehmen, vor allem von Schulleiter Rolf-Dieter Crott.
In einer Feierstunde in ungewöhnlichem Rahmen wurden neben ihm 10 Lehrerinnen und Lehrer verabschiedet, die in den Ruhestand treten oder an andere Schulen wechseln. Gleichzeitig wurden auch 14 neue Kolleginnen und Kollegen sowie Referendarinnen und Referendare begrüßt, die ab dem kommenden Schuljahr ihre Lehrerausbildung am Berufskolleg absolvieren werden.
Der stellvertretende Schulleiter Henning Gerlach nutzte die Gelegenheit, dieses „denkwürdige“ Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen.
Es gab Sturmwarnungen, Überschwemmungen im Schulgebäude, in deren Folge 25 Klassenräume und zwei Werkstätten über Monate nicht benutzt werden konnten – und dann war da auch noch Corona, mit den bekannten, im Kreis Heinsberg besonders spürbaren Folgen.
Ein Blick auf die Abschlussstatistik zeigt dennoch: „Wir haben es geschafft, unsere Schülerinnen und Schüler durch die Abschlussprüfungen zu begleiten.“ Über 250 Schülerinnen und Schüler erreichten mit dem Ende dieses Schuljahres einen höheren Schulabschluss, vom Hauptschulabschluss über die „Mittlere Reife“ bis zum Abitur. Mehr als 300 Auszubildende schlossen ihre Berufsausbildung ab, in so unterschiedlichen Berufsfeldern wie dem Nahrungsmittelhandwerk, dem Baugewerbe, der Elektrotechnik, der Heilerziehungspflege oder der Sozialassistenz.
All das mit Eltern und Freunden, Gottesdiensten, Gesangsdarbietungen und Büffet zu feiern, hätten sich die Absolventinnen und Absolventen natürlich gewünscht. Stattdessen gab es Zeugnisverleihungen mit einzelnen Klassen und ausreichend Sicherheitsabstand – aber nicht minder herzlich. Lehrerinnen und Lehrer, viele Schülerinnen und Schüler ließen es sich nicht nehmen, ihren Stolz auf das Erreichte, gerade unter erschwerten Bedingungen, zum Ausdruck zu bringen.
Abiturientinnen und Abiturienten der 13AH freuten sich über ihre Abschlüsse
Mit Zollstock und Kreativität konnten sogar Abschlussfotos entstehen – entweder auf dem Schulhof oder als von den Klassen selbst gestaltete Collagen. So setzten sich angehende Erzieherinnen und Erzieher mit den zukünftigen Berufsrollen auseinander, z.B. als „Spielpartnerin“, „Tränentrocknerin“ und „Wegweiserin“.
Statt des üblichen Abschlussfotos: angehende Erzieherinnen und Erzieher mit zukünftigen Berufsrollen
Einiges an Kreativität hatte auch die Planung der Feierstunde im Mitarbeiterkreis verlangt. Wie können sich über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebührend verabschieden in Zeiten von Corona? Die Lösung: eine Videokonferenz mit Live-Schaltungen in 10 Klassenräume, in denen sie verteilt saßen. Und obwohl eine der scheidenden Kolleginnen befürchtet hatte, eine Videokonferenz „erwärme nicht gerade das Herz“, wurde es doch eine sehr herzliche Angelegenheit.
Das galt natürlich besonders für den scheidenden Schulleiter Rolf-Dieter Crott.
Er sei mit seinen „Begabungen, Interessen und Fähigkeiten in den vergangenen 26 Jahren eine Idealbesetzung für das Berufskolleg Ernährung – Sozialwesen – Technik gewesen“, so sein Stellvertreter Henning Gerlach. Als Beleg nahm Gerlach sich dann diese drei namensgebenden Bereiche seiner Schule vor.
„Ein ‚richtiges’ Bündelberufskolleg sollte nicht nur aus Holz, Metall und Stein etwas schaffen können, keine Angst vor elektrischem Strom haben, sich mit der körperlichen und seelischen Pflege von Menschen auskennen, erzieherisch tätig sein können. Auch die Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln gehört einfach dazu.“ So habe er selbst von seinem „Chef“ gelernt, dass das gemeinsame Essen zur vernünftigen Zusammenarbeit einfach dazugehöre.
Zum sozialen Bereich hob Gerlach hervor, dass dem Schulleiter als Sonderpädagogen gerade die Schülerinnen und Schüler am Herz gelegen haben, die auf ihrem vorherigen Bildungsweg nicht erfolgreich waren. „Du hast jeder Schülerin und jedem Schüler eine zweite, aber auch dritte und vierte Chance gegeben und immer eine Möglichkeit gesucht, aus der vermeintlichen Bildungssackgasse einen Ausweg zu finden.“ Das könne man am schulischen Bildungsangebot in der Ausbildungsförderung, aber auch in der Außenstelle in der JVA erkennen, sowie an der großen Zahl von Förderpädagoginnen und -pädagogen im Kollegium.
Gleichzeitig sei ihm auch die Erzieherinnenausbildung immer besonders wichtig gewesen. Mit Begeisterung habe er zudem von seinen eigenen Praxisbesuchen bei den angehenden Erzieherinnen und Erziehern erzählt, deren Ausbildung er bis zum Ende seiner Dienstzeit aktiv begleitet hat.
Der dritte Ausbildungsbereich am BK EST war dem Schulleiter allein schon durch sein erstes Studium als Bauingenieur nahe. „Du bist bis heute jemand, der sich für die Technik begeistern kann“, so Henning Gerlach. Dann erinnerte der Stellvertreter an ihre erste persönliche Begegnung, bei der Rolf-Dieter Crott ihm mit Enthusiasmus von allen abgeschlossenen und noch anstehenden schulischen Bauprojekten berichtet habe.
Einen prägenden Einfluss habe der Schulleiter aber auch im Kollegium gehabt, denn fast alle aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihn eingeschlossen, seien von ihm eingestellt worden.
Gerlach dankte Herrn Crott persönlich, aber auch im Namen aller für die konstruktive und vertraute Zusammenarbeit und für alles, was er für seine Schule getan hat. Seine Erkrankung und natürlich Corona habe es ihm verwehrt, die Schule so zu verlassen, wie er es sich eigentlich gewünscht habe, aber: „Du hast mit deiner Tätigkeit uns als Schulgemeinschaft in die Lage versetzt, die vergangenen Monate zusammen zu überstehen und mit Zuversicht auch in das neue Schuljahr zu gehen.“
Die letzte Rede als Schulleiter – per Liveübertragung ins Schulgebäude gesendet
Anschließend war es an Rolf-Dieter Crott selbst, sich zum letzten Mal an seine Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zu wenden. Ganz ausdrücklich bedankte er sich bei allen, die für ihn zum „Schulteam“ gehören.
Da seien die Reinigungskräfte, die meist im Verborgenen wirkten und doch gerade in den vergangenen Monaten einen so wichtigen Beitrag geleistet hätten, und das Hausmeisterteam, das „immer einen klaren Kopf und ein wachsames Auge haben müsse“, die Mitarbeiter des IT-Teams und die Schulsozialarbeiterinnen. An das Büroteam gerichtet meinte er: „Was wäre ich ohne euch gewesen in all den Jahren?“
Dann wandte er sich an seinen Stellvertreter, die Bereichsleitungen und alle Lehrerinnen und Lehrer, die in seiner Amtszeit ihren Dienst an der Schule getan hätten. Sie seien das „Herzstück der Schule“ und hätten mit ihrem Engagement die Schule erst lebendig gemacht. Sie seien „mit Herz, Hand, Freude und Verstand bei der Sache“ gewesen und hätten immer das Wohl der Schule und der Menschen, vor allem der Schülerinnen und Schüler, im Blick gehabt.
Ein besonderer Dank galt den Bereichsleitungen und all jenen, die während seiner Abwesenheit seine Aufgaben übernommen haben: „Ich wusste immer, dass ich mich auf euch verlassen konnte.“
Zum Abschluss wünschte Rolf-Dieter Crott allen Anwesenden: „Erhaltet euch die Freude an eurem Beruf. Achtet auf eure Gesundheit. Integriert achtsam neue Leute ins Team. Bleibt im offenen, verständnisvollen Austausch miteinander – und Gottes Segen für euch und eure Lieben, bei allem, was das Leben für euch noch bereithält.“
Ein Tau mit guten Wünschen aus der Erzieherausbildung – in Anspielung auf eine beliebte Teambildungsaufgabe
Im Anschluss an seine bewegenden Worte durfte der scheidende Schulleiter dann selbst viele gute Wünsche und symbolträchtige Geschenke entgegennehmen und kreative Abschiedsvideos einzelner Kollegiumsgruppen genießen. Nach der zentralen Live-Schaltung hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal Gelegenheit, sich an vielen Orten im Schulgebäude verteilt von den scheidenden Kolleginnen und Kollegen und vor allem von ihrem Schulleiter auch persönlich zu verabschieden.
Den abschließenden Wunsch vieler fasste Henning Gerlach noch einmal zusammen: „Und dann hoffen wir, dass du gelegentlich vorbeikommst – hier steht immer eine Tasse Kaffee für dich.“