>>Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in den unseren Jahren.<<
Der diesjährige Besuch von Herrn Björn Clahsen, Leiter des Hospizes in Erkelenz, war für die 12. Klassen der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales (zum wiederholten Male) eine ansprechende Veranstaltung, die emotionale und gedankliche Spuren hinterlassen hat
Ein Hospiz stellt man sich für gewöhnlich sehr trostlos, traurig und grau vor. Ein dunkler Ort, in dem die kranken und alten Menschen ihren letzten Lebensabschnitt verbringen, bis sie letztendlich von uns gehen.
Das alles verbanden wir Schüler mit dem Wort „Hospiz“ und waren nicht sonderlich begeistert, als wir von Frau Reuters hörten, dass Herr Clahsen, aus dem Hospiz in Erkelenz, uns besuchen würde. Wir stellten uns darauf ein, dass diese anders geartete Unterrichtsstunde ziemlich langweilig und trist- passend zu dem Thema Tod und Sterbebegleitung – werden würde. Aber es kam dann doch ganz anders.
Mit viel Witz und Offenheit begann Herr Clahsen seinen Vortrag mit einer Einführung in das Thema Hospiz und der Vorstellung von den Berufen, die in einem Hospiz gebraucht werden. Wir staunten nicht schlecht, als sich herausstellte, dass am Ende viel mehr Arbeitskräfte als nur Pfleger und Ärzte aufgeführt wurden. Eine Kosmetikerin oder Friseurin hätte man ja jetzt in einem Hospiz, einem so trostlosen, vom normalen Leben abgesonderten Ort, nicht gerade erwartet.
Aber genau das ist der Punkt. Es geht in der Hospizarbeit nicht ausschließlich um die Themen Tod, Trauer und Schmerz, sondern um das Leben an sich und die daran anknüpfende Lebensqualität. Die Patienten finden im Hospiz ein Zuhause, indem sie sich trotz ihrer Krankheitssituation angenommen und wohlfühlen können. Sie sollen in der letzten Phase ihres Lebens auch oder gerade in den kleinen Dingen positive Momente erfahren, indem sie ihren Alltag weitestgehend wie gewohnt, beispielsweise durch einen Friseurbesuch, gestalten.
Das Konzept der Hospizarbeit zeichnet sich weiterhin dadurch aus, dass den Bewohnern die Selbstbestimmung über ihr Leben und ihre Entscheidungsmöglichkeiten erhalten bleiben sollen. Von daher steht das Hospiz (= Herberge) für eine Heimat, in der jegliche Art von Lebenssinn erfahren und letzte Wünsche erfüllt werden können.
Durch Herrn Clahsens lockere Art erkannten wir, dass das Hospiz nicht nur ein Ort der Trauer und des Abschiednehmens ist, sondern dass der letzte Lebensabschnitt mit Würde und mit der Solidarität von Familienangehörigen und Freunden erfahren werden kann. Gerade die Angehörigen erhalten in dieser Zeit von den Hospizmitarbeitern besondere Unterstützung und werden in ihrer schwierigen Situation nicht alleine gelassen.
Besonders berührend waren für uns Schülerinnen und Schüler die Erfahrungsberichte d.h. die Krankheits- und intensivmedizinische Leidensgeschichte von der 17-jährigen Mascha. Sie war die jüngste Bewohnerin, welche im Erkelenzer Hospiz aufgenommen wurde. Ihr Schicksal und ihre Stärke regte alle Beteiligten dazu an, auch in Zukunft weitere junge Menschen im Hospiz aufzunehmen und zu betreuen.
Abschließend ist zu sagen, dass der Besuch für uns alle eine Bereicherung war, da das Wort „Hospiz“ für uns alle eine andere Bedeutung bekommen hat und niemand mehr ausschließlich das Bild von einem Ort des Leidens und der Angst vor dem Tod vor Augen hat, wenn er daran denkt.
>>Die bewusste Begegnung mit dem Moment lässt uns das Leben spüren. Vielleicht ist das Glück.<<
Ein Beitrag von Fabienne Tröbs, Schülerin der 12. Klasse der FOS für Gesundheit und Soziales
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An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank Björn Clahsen, der seit Jahren unseren FOS Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Arbeit des Hospiz Erkelenz – http://www.hospiz-erkelenz.de/index.php – ermöglicht.
Auch möchten wir unserer Kollegin Martina Reuters herzlich danken, die die Projekttage „Hospiz“ initiiert hat und jedes Jahr aufs neue die Planung und auch die Begleitung dieser Tage übernimmt.